Ein Europa der Nationen? 🤨 Nein danke!

LinkedIn blog post, 31/08/2025, von Sven Franck (en français, in english)
TL;DR - Giorgia Meloni wollte sich beim jüngsten Treffen in Rimini nicht die Show stehlen lassen. Im Gegensatz zu Mario Draghi, der wie gewohnt für europäische Integration plädierte, machte Meloni sich für das "Europa der Nationen" stark. Den Bock zum Gärtner machen hat ja schon immer gut funktioniert.
Show of Farce
Es ist eine Gratwanderung für die Staatsoberhäupter in diesem Europa der Nationen. Sich mit Putin arrangieren und gleichzeitig mit Trump anbandeln. Die EU unterstützen aber gleichzeitig aushöhlen. Das Ganze im vollen Bewusstsein, dass man am Ende allein auf dem Spielfeld steht: keine Koordination, keine Kohäsionsmittel. Ganz allein, ganz stolze Nationen, die aber auch ganz schnell neues Bauernopfer im nächsten Zug der neuen selbsternannten Könige der Welt werden könnten.
Ja, die EU ist genauso Bauernopfer, weil EU–US Handelsabkommen. Bauernopfer des "Europa der Nationen" wohlgemerkt. Denn dass wir zu Vasallen degradiert werden und die EU gezwungen ist, sich an Trump anzubiedern, geht klar aufs Konto der Protagonisten, die die EU klein halten wollen. Solange die Kommission deren Marionette bleibt und jeder nach seinen jeweiligen (und ausländischen) Interessen an den Fäden zieht, kann Europa weder gerade stehen noch eine gute Figure auf dem geopolitischen Parkett machen.
Wie mehr Ziehen und Zerren ein Allheilmittel für unsere gegenwärtigen Herausforderungen sein sollen, ist mir schleierhaft. Was, wenn (randomly gewählt) Malta, Zypern und Spanien der "Koalition der Willigen" beitreten wollen? Wird das „Europa der Nationen“ zu den Friedensverhandlungen in Fußballmannschaftsstärke anreisen, Ursula von der Leyen im Privatflieger im Schlepptau - manchmal sogar mit António Costa auf der Rückbank? "Show of force" und "Show of farce" liegen buchstäblich nah beieinander.
Bedeutet führen, zu warten, bis andere Entscheidungen fällen?
Emmanuel Berretta sagte es treffend in Le Point: "Die europäischen Staats- und Regierungschefs hören nicht auf Mario Draghi, weil er sie zwingt, sich zu entscheiden. Zwischen nationaler Souveränität und europäischer Effizienz. Zwischen dem Komfort des Status quo und der Notwendigkeit der Veränderung. Zwischen einem Europa der Kompromisse und einem Europa der Stärke."
Ich frage mich inzwischen ernsthaft, ob man Giorgia Meloni, Merz und Co. wirklich "europäische" Staatsoberhäupter nennen sollte, denn "Europa der Nationen" in der Praxis bedeutet deutsche Autoexporte und italienischen Wein über eine geeinte europäische Position zu stellen. Noch nicht mal "Anführer" kann man sagen, verspielen sie doch klar Tempo um Tempo, indem sie keine Vision präsentieren oder unterstützen, wie unsere Europäische Union in Zukunft funktionieren sollte.
Wenn wir mit diesem „Europa der Nationen“ weitermachen, werden wichtige Entscheidungen für uns getroffen werden. Mit vielen bitteren Pillen, die wir schlucken müssen. Was können wir dagegen tun? Wir können versuchen, den "Status quo" für Regierungschefs so unangenehm wie möglich zu machen, damit Veränderungen auf die Tagesordnung kommen. Probiere ich mit #jumpstartEU.