2026: Europäische Führungspersönlichkeiten gesucht!
LinkedIn blog post, 29/12/2025, von Sven Franck (en français, in english)
TL;DR – Jede*r EU-Aficionado, der sich bis 2026 durch Doom-Scrolling klickt, ist vermutlich über die EU-Kommission gestolpert, die sich selbst zu ihrer großen Leistung des Jahres gratuliert: den USB-C-Stecker - der die EU grüner (!), einfacher und heller macht 🙄 In diesem entscheidenden Moment für die Europäische Union meint man, dass unsere Kommissionspräsidentin mutig nach den Sternen greift, um uns zumindest auf dem Mond einer Vertragsänderung landen zu lassen. Fehlanzeige. Denn die nationalen Regierungen halten die Zielmarke so niedrig, dass wir uns bestenfalls ins eigene Bein schießen.
Keine Vertragsänderung seit 20 Jahren?
Seit dem Vertrag von Lissabon 2007 ist enorm viel passiert: die Finanzkrise, Covid und der Klimawandel, aber auch digitale Plattformen, die die öffentliche Meinung beeinflussen, und der zuletzt Neo-Imperialismus. Und die Europäische Union? Bleibt unverändert. Während sich geopolitische Blöcke anpassen, ist Europa gelähmt - blockiert von Regierungen der Mitgliedstaaten, die weiter an ihre weltpolitische Bedeutung glauben oder bereits unter ausländischem Einfluss stehen.
Es it der "Jetzt oder nie" Moment für eine föderale Union. In Ungarn stehen bald Wahlen an, und mit einem möglichen Ende der Orbán-Herrschaft könnte Russland seinen wichtigsten Verbündeten verlieren – und die extreme Rechte in Europa ihren zentralen Unterstützer. Vertragsänderungen geschehen nicht über Nacht. Sie brauchen Zeit. Zeit, in der demokratische Kräfte den Wähler*innen erklären müssen, warum es unerlässlich ist, das europäische Projekt jetzt voranzubringen. Sont bestimmen Donald Trump und Wladimir Putin über unsere zukünftigen Regierungen. Die Erneuerung des europäischen Projekts unter diesen Konditionen gleicht einer Herz-OP am offenen Herzen - das ist der Preis für zwei Jahrzehnte ohne Reformen.
Wo ist europäische Führung, wenn man sie braucht?
Der Momentum ist da. Schlägt man dieser Tage eine Zeitung auf, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und ehemalige Mandatsträger ein Vorankommen des europäischen Projekts einfordern - von einer europäischen Unabhängigkeitserklärung bis hin zum Aufruf, mit Erklärungen aufzuhören und endlich zu handeln, um die EU auf einen Pfad zu führen, der dem Aufstieg Chinas ähnelt.
Ich gehöre zu denen, die zum Handeln aufrufen. Wir müssen unsere Zukunft selbst gestalten, statt externe Kräfte über unser Schicksal entscheiden zu lassen. Wir brauchen mindestens eine Regierung, die bereit ist, Vertragsänderungen im Rat vorzuschlagen, und die genügend Staats- und Regierungschefs überzeugt, um eine qualifizierte Mehrheit für einen #jumpstart zu erreichen.
Ob Macron in Frankreich oder Rob Jetten in den Niederlanden - viele nationale Führungskräfte bezeichnen sich als europäische Leader. 2026 muss das Jahr sein, in dem sie Farbe bekennen. Es liegt an uns, der europäischen Zivilgesellschaft, den nötigen Druck und Schwung aufzubauen, um andere Führungspersönlichkeiten zu wählen, falls sie weiterhin nur von einem starken Europe reden, aber nicht handeln. Machen wir das kommende Jahr zu einem entscheidenden Jahr für Europa.